hangforum.com - The Archive

Hallo liebe Hangistinnen und Hangisten,

wie sehr Ihr das eigene Spielen ?
Zwar habe ich mich jetzt für einen öffentlichen Auftritt im kulturellen Raum angemeldet,aber es stellen sich wieder findamentale Fragen.
Mir fällt das Spielen in der Öffentlichkeit wegen seiner folgenden "Gefahr" nicht leicht:
Durch die eigene (tückische) Erfahrung, das Anderen gefällt, was ich da für Töne produziere, habe ich mich auch schon bei einer gewissen Eitelkeit erwischt, die darin besteht, den Applaus, die Freude der anderen auf das eigene Ego zu beziehen und sich dadurch "besser" zu fühlen. Aber das verändert das Spielen gewaltig, z.B. wenn ich allein sehr gern "immer dasselbe spiele", lösen das Spiel für Andere eher Druck aus, im Sinne, "jetzt muß ich doch mal was neues einflechten", die Erwartung nach Virtuosität zu erfüllen.
Im therapeutischen Kontext kommt mir das "heilen und helfen wollen" in die Quere.
Es spielt sich eben anders im geschlossenen Raum, als im Öffentlichen.
Tückisch ist, das lobende Rückmeldungen (von Passanten, von Patienten) dem Ego so schnell wohl tun, wie dem Raucher das Nikotin (!), es wirkt sofort und die Seele schreit nach mehr)...andere Dinge des Lebens sind ja naturgemäß auch mit wiederkehrenden Hürden und Selbstzweifeln verbunden.

Aber auch das absichtslose Spielen fällt mir auch für mich selbst, allein mit mir selbst, nicht leicht, ich will häufig etwas "erreichen", es soll "besser", "schöner", "weicher" klingen, da lerne ich noch...


Wie seht Ihr das ?

Spielen in der Öffentlichkeit als Experiment: Wie kann ich bei mir (beim absichtslosen Spiel) bleiben und gleichzeitig in Verbindung mit den Zuhörenden sein. Und, das Wesentliche ist: Freude teilen (mitteilen), schenken und empfangen.
Und nach dem Spiel eine Zigarette rauchen und dem Ego, falls es sich gerade in einer lobenden Rückmeldung baden sollte, freundlich zulächeln…

gitta

Applaus ist des Künstlers Brot.
Es ist nichts Schlimmes, sich nach Applaus besser zu fühlen.
Den Leuten gefällt das, was du machst, warum dann miese Laune haben?

Gut, wenn du einen Zwang verspürst, unbedingt virtuos sein zu müssen und es selbst nicht gut findest, wäre Pausieren eine mögliche Option. Dies beißt sich natürlich mit der Kunst als produktive Tätigkeit.

Wenn du aber lieber spielen willst, was DU willst, dann tu das einfach und die meisten Leute werden es sicher troztzdem immer wieder schön finden.

Letzenendes musst du deinen individuellen Weg finden

Hi,

ich spiele ja das Hang immer "improvisiert" . Ich habe in der ganzen Zeit nicht eine Melodie bewusst komponiert.
Nun haben sich natürlich einige Melodien von selber entwickelt, die immer wieder kehren. Auf der Strasse vor Publikum habe ich zunächst auch erst einmal "schön" spielen wollen. Habe immer gedacht, mein Spiel wie ich es zu Hause betreibe ist für die Zuhörer nicht nachvollziehbar. Das stimmt aber nicht.
Inzwischen gibt es keinen grossen Unterschied mehr. Ich versuche mich vor Publikum genauso im Hang zu "versenken" wie alleine zu Hause. Dann passieren die Dinge einfach.
Man wird leider oft abgelenkt und so gelingt es zu Hause natürlich besser. Aber seitdem ich beim Spiel vor Leuten nicht mehr an die Leute denke, geht alles viel besser.
Die Menschen sehen, daß mein Spiel "echter" ist und dadurch berührt es die Leute mehr.
Hangspiel kehrt das Innere nach Aussen und dies macht das Hang nicht von alleine. Da kann ich auch mit einem Applaus ganz gut leben.
Sicher ist mir bewusst, daß es dazu erst einmal ein Hang braucht.

Heute war wieder ein schöner Tag mit dem Hang in der Stadt. Eine Frau hat in einer Bibliothek gesessen, unter der ich gespielt habe. Sie kam raus und meinte ich hätte den ganzen Lesesaal "verzaubert".
Ich glaube man kann Leuten ein Hang in die Hand drücken und sie sitzen genau dort und spielen und hinterher kommt keiner mit diesen Worten raus.
Auch ein Hang spielt nicht von alleine. Es macht es einem einfach, wenn man ihm zuhört. Für Lob braucht man sich nicht zu schämen.

Viele Grüße
Frank

Ob ich zu Hause oder auf der Strasse spiele, es ist dieses "Klingen aus dem Moment", aus dem "Hier und Jetzt" welches Freude macht, berührt und bewegt.

Wenn ich ganz bei mir sein kann, mich absichtslos dem "Fluss" meiner Hände "hingeben" kann.

Es ist ein Geschenk, wenn Zuhörer sagen, was sie fühlen;wenn sie ihre Freude, ihr "Bewegt-Sein", zeigen. Lob, so gesehen, freut mich.

gitta