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Hallo Zusammen,

ahhhhhhhh........ das Licht blendet mich. Ist da vorne jemand? Ich kann nicht viel sehen. Bunte Scheinwerfer leuchten mir in das Gesicht. Die Bühne ist recht groß und ich und mein Hang so klein. Irgendeine Musik kann ich auch nicht darbieten und trotzdem warten ca. 200 Zuhörer auf meinen Auftritt.
Wie bin ich hier nur reingeraten? Wie komme ich da nur wieder raus?

Also mal von ganz von Vorne:

vor einer kurzen Weile, war in Osnabrück das Strassenmusikfestival "Goldene Säge".
Wie in jedem Jahr kommen eine Menge Strassenmusiker nach Osnabrück und bespielen den ganzen Tag über die Innenstadt und die Altstadt.
Es gibt einige Juryteams, die den ganzen Tag die Musiker und Musikgruppen bewerten und am Abend werden dann Preise verliehen.
Der Beitrag "den kein Geschäftsinhaber vor dem Schaufenster haben will....." bekommt die Goldene Säge.
Dann gibt es noch einen 1.-3.ten Preis für die besten Darbietungen.
Abends ist dann im Innenhof des Jugendhauses eine recht große Bühne aufgebaut. Zuerst gibt es eine "Open Stage" wo jeder der will einen Auftritt haben kann.
Dann ist die Preisverleihung und alle Preisträger treten auf der Bühne auf.

Inzwischen gehe ich mit dem Hang fast nicht mehr auf die Strasse um dort zu spielen. Wenn überhaupt, dann versuche ich einigermaßen ruhige Plätze zu finden, wo die Akustik auch gut ist. Da hat man dann meistens zwar wenig Zuhörer, aber diese können wenigstens ein bißchen vom Hangklang erspüren. Die laute Stadt ist für mich! dazu wenig geeignet.
Allerdings macht es mir immer mal wieder Spaß rauszugehen und dadurch neue Leute zu treffen.
(Bevor das gleich falsch verstanden wird. Das ist nur mein persönliches Gefühl für mein Hangspiel. )

So schlendere ich mit meinem Hang also durch die Stadt und höre den einzelnen Musikern und Musikgruppen bei der Goldenen Säge zu.
In der Altstadt angekommen sehe ich eine Hochzeitsgesellschaft vor einer Kirche auf das Brautpaar warten.
Hier könnte ich doch ein bißchen Hang spielen, dachte ich mir. Gesagt getan.
Die Hochzeitsgesellschaft war erfreut und der Hangklang erfüllte den Kirchenvorplatz.
Später dann fand ich noch den ein oder anderen ruhigen Ort in der Altstadt.
Ich hatte mich auch wie in den Vorjahren für die Goldene Säge angemeldet.
Nicht etwa, weil ich mir irgendeinen Preis erhoffte oder sonstwas.
Es gibt aber für alle Musiker morgens ein ganz tolles Frühstück und abend wird gegrillt und es gibt "Freibier". Die Atmosphäre dort ist toll. Fast ein kleines "Familientreffen" unter Strassenkünstlern die sich hier jährlich einmal wieder treffen.

Am späten Nachmittag fanden sich dann alle Musiker und Hangspieler im "Haus der Jugend" ein.
Es wurde gegrillt und das Bier war lecker. Nach einer kurzen Weile kam jemand aus dem Organisationsteam zu mir und fragte mich, ob ich auf der "Open Stage" spielen möchte.
Ich? Auf der Bühne? Mit dem Hang? Was soll ich da?
Also habe ich diese Frage verneint. Mein Gegenüber meinte, dies sei sehr gut, da die Preisträger nicht auf der "Open Stage" spielen sollen, da sie ja später noch ein Preisträgerkonzert geben würden und ob mir ein Auftritt um ca. 9:30 Uhr passen würde.
Wie jetzt? Das Bier in meinem Mund schmeckte auf einmal irgendwie komisch. Außerdem wurde mir auch ein bißchen schlecht.
Ich will hier ein bißchen Spaß haben, ein paar Leute treffen. Es besteht keine Gefahr einen Preis zu gewinnen. Für die "Goldene Säge" ist der Hangklang viel zu schön. Einen Musikerpreis kann es nicht sein. Es waren so tolle Musiker und Musikgruppen in der Stadt.
Ich hingegen habe nur ein bißchen Hang gespielt......

Die Jury des Strassenmusikfestivals hat einen Sonderpreis ausgelobt. Ich bekam den "Fußgängerzonenentspannungssonderpreis".
O.k. , damit kann ich ganz gut leben. Das Hang "entspannt" die Fußgängerzone. Inmitten eines Strassenmusikfestivals an einem Samstag nachmittag.

ahhhhhhh....... das Licht blendet mich.... Achja, das hatten wir schon. Nun stehe ich also auf der Bühne. Ein Stuhl ist auch da. Ich erzähle irgendwas in das Mikro und weiß garnicht ob mich überhaupt jemand hört. Popstar sein ist doof........ Da sieht man nix und hört nicht ob was aus den Lautsprechern kommt.
Ich erzähle über das Hang und wie ich es gefunden habe. Dann sage ich noch, daß ich gleich versuche dem Hang einige Klänge zu entlocken. Ich weiß aber nicht, was da rauskommen wird. Ich fange genau einmal an und wenn der letzte Ton erklingt, dann ist auch Ende. Es gibt kein Konzert. Es gibt einige Minuten "Hangklang".
Ich schaffe es tatsächlich alles um mich herum zu vergessen. Sehen kann ich sowieso nichts. Die Leute scheinen ganz still, voller Erwartung was der Mann gleich auf diesem Blechding machen wird.
Das sitze ich dann. Nur ich und mein Hang. Das Hang ist mein Freund und mir vertraut. Ich vergesse für einige Minuten alles um mich herum und spiele mein Hang.
Es gab ziemlich viel Applaus und den restlichen Abend sehr nette Gespräche. Ich bin dann mit einigen Leuten in das Treppenhaus gegangen und habe ihnen gezeigt, wie ein Hang tatsächlich klingt. Ohne Mikros, ohne Bühne, ohne grelles Licht.......... Eine Frau sagte, sie wüsse nun nicht ob sie weinen oder lachen soll.

Im nächsten Jahr werde ich mich mit einer Blockflöte um die "Goldene Säge" bemühen. Dann gibt es auch Frühstück und Bier und Grillen und nette Leute. Die Gefahr mit dem Hang an einen Ort wie diesen zu gelangen, besteht dann jedenfalls nicht.

Obwohl irgendwie war ich doch ein bißchen belustigt und fröhlich einen Fußgängerzonenentspannungssonderpreis gewonnen zu haben.


Das wars.

Frank

Klasse Bericht !!!
Das Gefühl auf der Bühne kenne ich. So ging es uns auch letztens auf einem Open-Air-Festival. Das war aber auch nix fürs Hang. Und für mich auch nicht. Ich mag es sehr vor Leuten zu spielen, dann aber ohne Elektrogedöns und so.

Herzlichen Glückwunsch für den tollen Preis, Frank !!

Herzliche Gratulation für den:
" Fussgängerzonenentspannungspreis" !
Was für ein Wort...

Danke Frank, für deinen Bericht.

Liebe Grüsse,
gitta