hangforum.com - The Archive

Hallo,
ich gehöre auch zu denen die den Brief mit der traurigen Nachricht "Sie bekommen keinen Hang" erhalten haben.

Jetzt habe ich die fixe Idee entwickelt, den wundervollen Klang des Hang in einem Sampler zu verwenden und mit Midipads zu spielen....
Das kommt zwar bei weitem nicht an das Feeling eines echten Hang heran, ist aber besser als gar nichts.
Dazu benötige ich allerdings Samples von den Klängen des Hang.
Aus den Musikstücken von YouTube lässt sich leider nichts verwenden.
Ich benötige jeden Klang einzeln. Am besten mit unterschiedlichen Anschlagsstärken (leicht mittel stark) mit 44,1KS/s und 16Bit gesamplet. Möglichst als Wave-Datei.
Kann mich hier eventuell ein Hang-Besitzer unterstützen?

Traurige Grüße,
-netbees-

Hallo netbees,
soetwas, was du da anforderst, gibt es beim Hang nicht. Weder gibt es die Klänge einzeln, noch leicht, mittel und stark.

Felix Rohner, einer der beiden Hangbauer, nannte das Hang kürzlich in einem persönlichen Gespräch ein "nichtlineares Instrument" und meinte damit folgendes: Die meisten Instrumente sind linear - z. B. ein Xylophon - alle Töne sind isoliert voneinander in der Reihenfolge ihrer Tonhöhe angeordnet. Schlägt man sie nacheinander an, erhält man eine Melodie. Schlägt man mehrere gleichzeitig an, erhält man einen Akkord. Solche Instrumente sind gut zu samplen so, wie du es angefordert hast: Man nimmt jeden einzelnen Ton in unterschiedlicher Anschlagstärke auf.

Beim Hang ist es völlig anders. Schon die Gestalt zeigt: Wir haben den Ding in der Mitte und einem Kreis von Zonen harmonischer Ordung darum herum alle zusammen auf einer Schale und in Verbindung mit der Schwingung der Luft im Korpus, die als Gu hörbar wird: Keine lineare Anordung. Regst du das Hang an irgendeiner Stelle an, breiten sich Wellen mit einer Geschwindigkeit von 6300 m/s in der Schale aus und regen andere Regionen zum Mitschwingen an. Dies gilt für harmonische Schwingungen wie auch für geräuschhafte. Gleichzeitig erhält auch die Luft im Korpus einen Impuls und lässt den Gu mitklingen. Es klingt also immer die gesamte Skulptur und nicht nur ein einzelner Ton. Und wie sie klingt hängt von der Art der Anregung ab. Die Hand ist ein äußerst bewegliches und feines Anregungsinstrument, so das die unterschiedlichsten Gesten unterschiedlichste Anregungen und damit Hangklänge hervorbringen. Auch hängt der Klang davon ab, auf welche Weise das Hang gerade erklingt,wenn es erneut angeregt wird. Dieses System kannst du unmöglich samplen, indem du einzelne Tonfelder leicht, mittel und stark anschlagen lässt. Was du bekämst, wäre ein langweiliges Tonfeldsample aus einer bemitleidenswert geringen Anzahl von schlappen sieben Tönen und einen einzelnen tiefen Ton, den Ding zu nennen ich mich schämen würde, aber kein Hangsample. Solche Samples gibt es bereits, und wenn man sie sich anhört kann man feststellen, dass sie nicht wie ein Hang klingen. Sie klingen wie isolierte Tonfelder, und das sind sie ja auch. Und weil sieben Töne einfach stinklangweilig und öde sind, kann man mit diesen Samples dann auch chromatisch spielen, wodurch das Konzept des Hang endgültig ad absurdum geführt wird.

Statt sich der Mühe des Samplens zu unterziehen oder Geld für die schon existierenden Tonfeldsamples auszugeben, sollte man sich lieber anderen Instrumenten zuwenden, mit denen man schönere Musik machen kann, als mit einem derart kastrierten Klangmaterial.

@ Ixkeys,

danke für die umfangreiche Antwort.
Tja, Not macht halt Erfinderisch. Aber Du hast sicherlich Recht. Den genialen Klang des Hang kann man durch nichts auch nur annähernd ersetzen.
Das war halt nur so eine fixe Idee....
Ja und es gibt da ein Instrument, mit dem man wunderschöne Musik machen kann, das ich mir seit geraumer Zeit von Herzen wünsche.
Aber es hat halt noch nicht geklappt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.
-netbees-

Inzwischen habe ich im Internet bei soniccouture sehr aufwendig aufgenommene Hang-samples gefunden.
Es klingt nicht schlecht, aber, wie Ixkeys schon geschrieben hatte, es klingt eigentlich überhaupt nicht nach dem Hang.
Ach ja, das einzige Instrument das ich mir wirklich und sehnlichst wünsche ist natürlich das Hang.

Viele Grüße,
-netbees-

Hallo Netbees,

ich spiele seit nun fast vier Jahren auf dem Hang. Ich hatte früher ein kleines Homerecordingstudio und habe dort auch mit Samples gearbeitet.
Neben dem Computer und Cubase hatte ich auch einen sehr guten Akai Sampler. Das Teil war sauteuer und wirklich auch in allen Profistudios zu finden.
Ich habe selber Samples von allen möglichen Geräuschen erstellt und natürlich viele Sample Cd´s besessen.
Es ist schon nicht leicht, Instrumente wie z.B ein Piano zu samplen. Dort kannst Du aber ganz gut verschiedene Samples übereinander legen und dann wird jeweils ein Sample je nach Anschlagstärke auf der Tastatur abgespielt.
Auch wird bei Samples normalerweise wirklich nur ein ganz kleiner Schnipsel benutzt und die Einkling und Ausklingphase wird programmiert.
Der Rest vom Klangschnipsel wird in einem Loop abgespielt.

Mit dem Hang wirst Du sehr sehr schlechte Ergebnisse erzielen. Das Problem ist, daß immer das ganze Hang klingt und nicht einfach eine isolierte Note. Und dieser Klang ist bei jeder Berührung des Hang mit der Hand immer ein anderer. Das Hang lässt sich nicht so wie z.B ein Klavier kontrollieren.
Auch wenn Du recht viele Samples benutzt hast Du immer noch nur kleine "statische" Klangschnipsel. Du bist weit davon entfernt das Hang irgendwie nachzubilden. Es geht einfach nicht!
Das hat nichts mit "Purismus" von mir zu tun. Es geht nicht darum, daß ich als Hangspieler das alles irgendwie zu "eng" sehe.
Ich weiß wie ein Hang funktioniert und ich weiß ziemlich gut, wie es mit Samples ist.
Klar kannst Du Dir diese Samples vom Hang kaufen und damit was programmieren. Es wird wohl auch ganz schön klingen. Du hast dann einen "neuen" Sound, der zwar aus dem Hang gewonnen wurde aber mit einem gespielten Hang hat von Dir programmierte Stück nichts gemein.

Sehe es einmal so. Es ist doch auch schön, daß man nicht alles in eine Computerdose packen kann und es funktioniert dann. Das Hang weigert sich dort hinein zu gehen. Es ist für den Menschen gebaut und der menschliche Kontakt, mit der Hand ist entscheidend damit das Hang zu den Menschen spricht.

Viele Grüße
Frank

@ Frank,

ich habe das Projekt inzwischen verworfen.
die Audiosamples auf soniccouture zeigen genau das Problem auf.
Es fehlt die mechanische / akkustische Kopplung des Hang's. Es erklingt immer nur ein einzelner Ton.
Die gegenseitige Beeinflussung, das was das faszinierende Klangbild des Hangs ausmacht, fehlt vollkommen.
Wenn ich einen Hang höre, dann kann ich das körperlich spüren. Bei den Samples passiert da rein gar nichts.
Genauso ist es bei Bells, Halo und Caisa - da regt sich rein gar nichts.

Ich werde halt immer wieder mal einen Brief an das Hangbauhaus schicken.
Vielleicht klappt es ja irgendwann einmal.

Viele Grüße,
-netbees-